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Deutsch als Fremdsprache

Vokale

Zu den 21 Konsonanten kommen im deutschen Alphabet 5 Vokale (a, e, i, o, u), die zusammen mit den 3 Umlauten (ä, ö, ü) die Verschriftlichung der ungefähr zwanzig vokalischen Laute ermöglichen. Auch hier kann es keine eindeutige Korrespondenz zwischen Laut und Buchstaben geben, auch hier gilt in der Schrift sehr oft das „morphologische Prinzip“: 6 Bedeutungstragende Einheiten („Morpheme“) können in geschriebenen Texten sofort im Ganzen erkannt werden, ohne dass sie erst über die Lautstruktur im Kontext identifiziert werden müssen. Zum Beispiel ist im Wort Fahrt das Morphem fahr (fahren, Erfahrung, fahrlässig usw.) unmittelbar erkennbar, auch wenn das r in der Standardaussprache nicht zu hören ist: [faːɐ̯t]. Würde man dieses Wort nach dem Prinzip der Laut-Buchstaben-Korrespondenz schreiben (z. B. Faat), wäre eine Assoziation mit dem ursprünglichen Morphem viel schwieriger.

Lange und kurze Vokale:

Im deutschen Lautsystem existiert jeder Vokal in einer Lang- und in einer Kurzversion. Länge und Kürze sind distinktive Merkmal, lange und kurze Vokale sind jeweils unterschiedliche Phoneme, das heißt, sie verändern die Bedeutung eines Wortes: Zum Beispiel:

  • Staat [ʃtaːt] ↔ Stadt [ʃtat]
  • Beet [beːt] ↔ Bett [bɛt]
  • Stiel [ʃtiːl] ↔ still [ʃtɪl]
  • Ofen [ˈoːfn̩] ↔ offen [ˈɔfn̩]
  • Mus [muːs] ↔ muss [mʊs] (Verb: müssen)
  • Städte [ˈʃtɛːtə] (Plural von Stadt) ↔ Stätte [ˈʃtɛtə]
  • Höhle [ˈhøːlə] ↔ Hölle [ˈhœlə]
  • fühlen [ˈfyːlən] ↔ füllen [ˈfʏlən]

Kurze Vokale werden im Deutschen eher offen gesprochen, lange Vokale eher geschlossen. Bei den Vokalen o, ö und e ist dieser Unterschied ganz deutlich ( /ɔ/ versus /oː/, /œ/ versus /øː/, /ɛ/ versus /eː/ ), bei i, u und ü ist er nur schwach hörbar ( /ɪ/ versus /iː/, /ʊ/ versus /uː/, /ʏ/ versus /yː/ ), bei a und ä ist er nicht vorhanden.

Bei den Phonemen /eː/, /ɛ/ und /ɛː/ stehen nicht der kurze offene Laut /ɛ/ und der lange geschlossene Laut /eː/ in Oppositionen zueinander, sondern auch der kurze offene Laut /ɛ/ und der lange offene Laut /ɛː/. In seltenen Fällen gibt es auch eine Opposition zwischen /eː/ und /ɛː/, vor allem bei manchen Konjunktivformen starker Verben:

  • Verb: legen – Indikativ: (ich) lege [ˈleːɡə], Konjunktiv II: (ich) läge [ˈlɛːɡə]
  • Verb: geben – Indikativ: (ich) gebe [ˈɡeːbə], Konjunktiv II: (ich) gäbe [ˈɡɛːbə]
  • Bären [ˈbɛːrən] (Plural von Bär) ↔ Beeren [ˈbeːrən] (Plural von Beere)

Eine solche Opposition ist jedoch selten und sehr häufig wird in der Umgangssprache – vor allem im süddeutschen Raum – das lange offene /ɛː/ durch ein langes geschlossenes /eː/ ersetzt: [ˈkeːzə] statt [ˈkɛːzə] (Käse), [ˈjeːɡɐ] statt [ˈjɛːɡɐ] (Jäger).

Ob ein Vokal lang oder kurz ausgesprochen wird, geht aus der Schreibung nicht immer klar hervor. So wird das o in Wörtern wie Post [pɔst] oder Zopf [t͡sɔp͡f] kurz gesprochen, in Wörtern wie Mond [moːnt] oder Obst [[oːpst]] hingegen lang. Im Adjektiv hoch [hoːx] wird es lang gesprochen, aber im Substantiv Hochzeit [ˈhɔxˌt͡saɪ̯t] kurz.

Eine Silbenendung wie [oːɐ̯] kann auf drei verschiedene Arten geschrieben werden: mit einfachem O im Wort Tor [toːɐ̯], mit Doppelvokal in Moor [moːɐ̯], mit sogenanntem Dehnungs-H in Ohr [oːɐ̯].

Folgende Regeln können bei der Vokalschreibung als Orientierungshilfe dienen:

  • Immer lang gesprochen werden Vokale:
    • bei Doppelvokal: zum Beispiel Haar [haːɐ̯], See [zeː], Liebe [ˈliːbə], Boot [boːt]. Der Vokal u und die Umlaute ä, ö und ü werden nicht verdoppelt, statt ii wird im Deutschen ie geschrieben
    • vor Dehnungs-h: z. B. Bahn [baːn], Reh [reː], Drohne [ˈdroːnə], Uhr [uːɐ̯], Fähre [ˈfɛːrə], Röhre [ˈrøːrə], früh [fryː]. Nach i kann kein Dehnungs-h kommen, in manchen Verb-Formen kann auf -ie noch ein h folgen, und zwar dann, wenn im Verbstamm ein solches h bereits vorhanden ist (du siehst / sehen, er verzieh / verzeihen, ihr flieht / fliehen)
      In einigen Fällen markiert das Dehnungs-h auch Bedeutungsunterschiede, die nur in der Schrift sichtbar werden: Wal / Wahl [vaːl], malen / mahlen [ˈmaːlən], leeren / lehren [ˈleːrən].
  • Immer kurz gesprochen werden Vokale, wenn sie vor Doppelkonsonanten stehen:
    Tanne [ˈtanə], retten [ˈrɛtn̩], Bitte [ˈbɪtə], Sonne [ˈzɔnə], Mutter [ˈmʊtɐ], Stätte [ˈʃtɛtə], Stöcke [ˈʃtœkə] (Plural von Stock), Mütze [ˈmʏt͡sə].
    Bei der Verdoppelung von k wird ck geschrieben, bei der Verdoppelung von z schreibt man tz.
  • In allen übrigen Fällen gilt die Grundregel:
    • In einsilbigen Wörtern, die mit einem Einzelkonsonanten enden, ist der Vokal lang. Zum Beispiel:
      Rad [raːt], Stil [ʃtiːl] oder [stiːl], Ton [toːn], Wut [vuːt], schön [ʃøːn].
      Für manche Pronomen (es, was), Präpositionen (an, in, um), Adverbien (hin) und Präfixe (er-, ver- zer-, an-, in-, um-) gilt diese Regel jedoch nicht.
    • In einsilbigen Wörtern, die mit zwei oder mehr Konsonanten geschlossen werden, ist der Vokal kurz. Z. B.:
      stark [ʃtark], Welt [vɛlt], Wind [vɪnt], Ort [ɔrt], Kunst [kʊnst], längst [lɛŋst], zwölf [t͡svœlf], fünf [fʏnf].
    • In mehrsilbigen Wörtern ist der Vokal in betonten Silben lang, wenn die Silbe auf diesen Vokal endet:
      • Ofen [ˈoːfn̩]: O – fen
      • Käse [ˈkɛːzə]: Kä – se
      • Rute [ˈruːtə]: Ru - te
    • In mehrsilbigen Wörtern ist der Vokal in betonten Silben kurz, wenn die Silbe auf einen Konsonanten endet:
      • offen [ˈoːfn̩]: of – fen
      • Küste [ˈkʏstə]: Küs - te
      • Wolke [ˈvɔlkə]: Wol – ke
    Zu diesen Grundregeln gibt es allerdings viele Ausnahmen wie zum Beispiel Obst [oːpst], Mond [moːnt] oder Wüste [ˈvʏːstə]

Hinweise zur e-Schreibung:

Der Buchstabe E steht nicht nur für den kurzen Laut /ɛ/ und den langen Laut /e:/, sondern auch für den kurzen, immer unbetonten Laut /ə/:, wie zum Beispiel in Wolke [ˈvɔlkə], Befreiung [bəˈfraɪ̯ʊŋ] oder lehren [ˈleːrən]

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Oft bleibt dieser Laut /ə/ in der Standardaussprache unhörbar, wird aber – entsprechend dem morphologischen Prinzip – als e geschrieben. Dies geschieht insbesondere bei diversen Verformen wie z. B. dem Infinitiv (reden [ˈreːdn̩], fragen [ˈfraːɡn̩], warten [ˈvartn̩]), in deklinierten Adjektiven (mit großem [ˈɡroːsm̩] Eifer, für raschen [ˈʁaʃn̩] Bau), aber auch bei Substantiven, die auf -en enden: Wagen [ˈvaːɡn̩], Frieden [ˈfriːdn̩], Karten [ˈkartn̩] (Plural von Karte). Damit bleiben diese strukturell wesentlichen Silben in der Schrift sofort erkennbar, auch wenn sie in der gesprochenen Sprache mehr oder weniger verschwinden.

Unhörbar bleibt das e auch im sogenannten a-Schwa (ɐ). Dieser Laut wird dann gesprochen, wenn am Wortende ein r auf ein e folgt, wie in Fahrer ([ˈfaːrɐ]) oder Hammer ([ˈhamɐ]).

Auch in der Schreibung von Diphthongen hat das e eine zentrale Bedeutung. Von den drei deutschen Diphthongen /aɪ̯/, /aʊ̯/ und /ɔɪ̯/ wird in der Schrift nur einer lautlich abgebildet, nämlich /aʊ̯/ durch die Buchstabenfolge au (z.B. Maus [maʊ̯s]). Die Schreibung der beiden anderen Diphthonge folgt einer anderen Logik: Die deutschen Diphthonge beginnen immer mit a oder e und enden mit i oder u, 7 daher steht ei für /aɪ̯/ (z.B. Reis [raɪ̯s]) und eu für /ɔɪ̯/ (z.B. Eule [ˈɔɪ̯lə]).
Die Lautfolge /aɪ̯/ wird gelegentlich auch durch die Buchstabenfolge ai wiedergeben, etwa in Wörtern wie Hai [haɪ̯] oder Mais [maɪ̯s].
Beim Diphthong au sind auch Umlautbildungen möglich: Haus ([haʊ̯s]) – Häuser ([ˈhɔɪ̯zɐ]), Baum [baʊ̯m] – Bäume [ˈbɔɪ̯mə]

Umlaute:

In vielen Fällen folgen Umlaute dem morphologischen Prinzip: Beim Lesen wird unmittelbar der Bezug zur Stammsilbe sichtbar, zum Beispiel in Wörtern wie Fläche (flach), Träume (Traum), Höhle (hohl) oder Flüsse (Fluss). In anderen Fällen ist ein solcher Bezug nicht erkennbar: Lärm [lɛrm], Hölle [ˈhœlə] oder Mühle [ˈmyːlə].

Während die Buchstaben Ö und Ü für jeweils eigene Laute stehen (ö für das lange /øː/ wie in schön [ʃøːn] oder für das kurze /œ/ wie in Wörter [ˈvœʁtɐ], ü für das lange /yː/ wie in fühlen [ˈfyːlən] oder für das kurze /ʏ/ wie in Hütte [ˈhʏtə]), steht der Buchstabe Ä immer für den Laut /ɛ/, der kurz sein kann wie in Wächter ([ˈvɛçtɐ]) oder lang wie in Verträge ([fɛɐ̯ˈtrɛːɡə]) (Plural von Vertrag). Ä wird also immer wie ein kurzes, offenes E ausgesprochen, in einigen – allerdings seltenen – Fällen sind beide Schreibweisen korrekt: aufwändig oder aufwendig ([ˈaʊ̯fˌvɛndɪç]). Ebenso gibt es zwischen äu und eu keine Unterschiede in der Aussprache, nämlich /ɔɪ̯/: Säule ([ˈzɔɪ̯lə]) und Keule ([ˈkɔɪ̯lə]).

Aus diesen Gründen ist bei ö und ü eine rein phonografische Schreibung – also eine Schreibweise, die ausschließlich auf der Beziehung zwischen Laut und Buchstaben basiert – sehr häufig, während sie bei ä eher selten vorkommt und bei äu nur in ganz wenigen Fällen:

  • phonografische Schreibung:
    • Krähe ([ˈkʁɛːə])
    • Flöte ([ˈfløːtə])
    • Blüte [ˈblyːtə])
    • Säule ([ˈzɔɪ̯lə])
  • morphologische Schreibung:
    • Äpfel [ˈɛp͡fl̩] (Plural von Apfel)
    • Röhre ([ˈʁøːʁə]) (Rohr)
    • Gemüt ([ɡəˈmyːt]) (Mut)
    • Bräutigam ([ˈbrɔɪ̯tɪɡam]) (Braut)

In bestimmten Fällen ist der morphologische Zusammenhang zwar (noch) gegeben, wird aber in der Schreibung nicht mehr berücksichtigt: (die) Eltern ([ˈɛltɐn]) (alt – älter)

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1 Standardgemäß wird das g am Ende einer Silbe nach i als /ç/ ausgesprochen, nach allen anderen Vokalen (auch nach dem Diphthong ei) als /k/.

2 In der Umgangslautung hat sich die Auslautverhärtung nur im norddeutschen Sprachraum durchgesetzt; in Süddeutschland, in Österreich und in der Schweiz werden weiche Konsonanten am Wortende meist auch weich ausgesprochen.

3 Im süddeutschen Sprachraum wird stimmhaftes s (/z/) in der Umgangslautung nur selten gesprochen. Ein Wort wie Sonne klingt dann wie [ˈsɔnə]

4 Wie ein Wort am Wortende geschrieben wird, kann man bei Substantiven am Plural erkennen: Gras ([ɡraːs]) – Gräser ([ˈɡrɛːzɐ]), Kreis ([kraɪ̯s]) – Kreise ([ˈkraɪ̯zə]), Schloss ([ʃlɔs]) – Schlösser ([ˈʃlœsɐ]), Schuss ([ʃʊs]) - Schüsse ([ˈʃʏsə]), Fuß ([fuːs]) – Füße ([ˈfyːsə]), Spieß ([ʃpiːs]) – Spieße ([ˈʃpiːsə]). Ausnahme: Bus ([bʊs]) – Busse([ˈbʊsə]).

5 Detaillierte Regeln zur Schreibung von s, ss und ß finden sich auf der Internet-Seite s-Schreibung: s, ss und ß des Dudenverlags. Eine systematische, wenn auch nicht ganz einfache Darstellung der s-Schreibung im Deutschen bietet die Duden-Grammatik (Duden Band 4) in der 9. Auflage von 2016 auf Seite 84

6 Vergleiche dazu: Duden: Die Grammatik (Band 4). 9. Auflage von 2016, „Das morphologische Prinzip“, Seite 78

7 Dies gilt nicht für Diphthonge in Fremdwörtern wie z.B. oi in Boykott ([ˌbɔɪ̯ˈkɔt])

 

Impressum  Letzte Änderung:  Mo., 16. Jan. 2023

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