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Deutsch als Fremdsprache

Evelyn Weyhe

Afrika Abenteuer

Ich liebe Elefanten. Ich liebe sie, weil ich sie kenne. Viele Jahre habe ich in Afrika gelebt, habe dort unzählige Ausflüge in die Nationalparks unternommen. Die meiste Zeit meines Lebens habe ich in Kenia verbracht. Dort habe ich in einem Büro gearbeitet, in dem Hilfsprojekte für die einheimische Bevölkerung durchgeführt wurden. Meine Reisen haben mich durch das ganze Land geführt und ich hatte Gelegenheit, Menschen und Tiere kennenzulernen.

Elefanten fand ich immer interessant. Sie sind die größten Landtiere der Welt. Sie leben in Afrika und Asien in Familiengruppen, die aus weiblichen Tieren und deren Nachwuchs bestehen. Die männlichen Tiere sind alleine unterwegs oder mit anderen „Junggesellen“ zusammen.

Eine meiner „Safaris“, so nennt man in Afrika die Reisen, führte mich und meine Freunde in den Amboseli Nationalpark. Wir waren spät angekommen und bauten unsere Zelte in der Dämmerung an einem Flussbett auf. In Afrika geht der Übergang vom Tag zur Nacht sehr schnell. Wir mussten es noch schaffen, Feuerholz zu besorgen. Jeder von uns lief los und bald hatten wir einen Haufen gesammelt. Auch ein riesiger abgebrochener Ast war dabei, der lange brennen würde.

Es war eine wunderschöne Nacht mit einem sternenklaren Himmel. Kein Licht war zu sehen. Bald saßen wir um ein Lagerfeuer und genossen mit einem Glas Wein die afrikanische Nacht. Ich bereitete eine einfache Mahlzeit für uns vor. Wir stellten unseren Klapptisch neben dem Feuer auf. Es war kühl geworden. Ich hatte meinen kleinen Sohn dabei. Er war sechs Monate alt. Es war seine erste Safari. Mit großen Augen betrachtete er das Feuer.

Später lagen wir im Zelt und lauschten den Tiergeräuschen. Ich kannte all die verschiedenen Stimmen. Hyänen kichern. Zebras husten. Löwen brüllen. Mein kleiner Sohn lag friedlich neben mir und schlief.

Mitten in der Nacht wurde ich wach. Etwas schnüffelte um mein Zelt. Ganz langsam zog ich den Reißverschluss nach unten. Ich lehnte mich hinaus und – hatte die Schnauze einer Hyäne direkt vor mir! Wir bekamen beide einen ziemlichen Schreck. Das Tier hatte bestimmt unsere Lebensmittel gerochen. Ich saß noch eine Weile im Zelteingang und beobachtete, wie das Feuer langsam herunterbrannte. Als ich wieder im Zelt lag, konnte ich nicht sofort einschlafen. Wir hatten beschlossen, möglichst früh weiterzufahren. Das ist die beste Zeit, um Tiere zu beobachten. Als es dämmerte, war ich immer noch wach. Ich hörte, wie meine Freunde aufstanden. „Planänderung, ich muss noch ein bisschen schlafen. Fahrt mal alleine Tiere schauen!“ rief ich ihnen zu. „Kein Problem, wir holen dich später ab, schlaf mal weiter.“ Sie fuhren los und bald war ihr Motorengeräusch verstummt.

Ich kuschelte mich in meinen Schlafsack und war froh, dass der Kleine auch noch schlief. Wilde Träume von Tieren begleiteten meinen Schlaf.

Etwas weckte mich. Ich wusste nicht, was es war. Mein Sohn war auch wach geworden und forderte sein Frühstück ein. Er liebte morgens seinen Obstbrei und dann die Flasche. Plötzlich wusste ich, was mich geweckt hatte. Es war ein unbekannter, wilder Geruch. Wieder öffnete ich langsam den Reißverschluss des Zeltes und schaute hinaus. Die Sonne war gerade aufgegangen. Etwas sehr Großes versperrte mir die Aussicht. Wie eine Säule sah es aus, dick und grau. Es war das Bein eines Elefanten! Ich nahm meinen Kleinen, der an seiner Flasche nuckelte, auf den Schoß. Ein Rüssel kam in unsere Richtung und tastete das Zelt ab. Langsam hob das Tier sein Bein über die Zeltschnüre und setzte seinen Weg fort. Es war eine ganze Herde, die sich langsam in Richtung Fluss bewegte. Alles weibliche Elefanten mit ihren Kindern. Ich verspürte keine Angst. Auch die Elefanten schienen zu wissen, dass von uns keine Gefahr ausging. Vorsichtshalber jedoch nahm ich mein Kind auf den Arm und lief zu meinem Auto. Falls einer der Elefanten doch aggressiv werden sollte, hätten wir in unserem Zelt keine Chance. Langsam fuhr ich hinunter zum Fluss. Die Elefanten hoben nur die Köpfe. Sie schienen zu wissen, wer wir sind. So konnte ich beobachten, wie die Herde ein Morgenbad nahm und ihren Durst stillte. Irgendwann hatten sie genug und zogen weiter. Als sie am Auto vorbeikamen, hob das Leittier den Rüssel wie zum Gruß.

Was für ein unvergessliches Erlebnis.

Als meine Freunde von ihrer morgendlichen Fahrt zurückkamen, hatten wir viel zu erzählen. Sie hatten eine Löwin bei der Jagd beobachten können, Zebras, Antilopen, Geparden, Büffel und mehr gesehen. Wir bereiteten uns ein Frühstück zu und bauten unsere Zelte ab. Unser Ziel war der Mara River.

Ein großes Ereignis in Kenia ist die alljährliche Gnuwanderung. Zwischen Juli und Oktober wandern rund 1,5 Millionen Gnus, 400.000 Zebras und 500.000 Gazellen auf der Suche nach Wasser und grünem Gras zwischen Tansania und Kenia hin und her. Wir freuten uns auf dieses Abenteuer!

Am späten Nachmittag erreichten wir einen Platz der uns zum Kampieren günstig erschien. Alles war perfekt, es gab genügend Feuerholz, man konnte die vorüberziehenden Herden gut beobachten und auch der Fluss war nicht weit entfernt. Wieder bauten wir unsere Zelte auf, wieder entzündeten wir ein großes Lagerfeuer. Wir waren müde nach diesem aufregenden Tag. Bald gähnten alle nur noch. Wir löschten das Feuer. Es war Trockenzeit und Wind war aufgekommen. Die Gefahr eines Steppenbrands war zu groß. Plötzlich hörten wir ein uns bekanntes Geräusch, das uns in wilden Schrecken versetzte: Das Brüllen mehrerer Löwen und das aus nächster Nähe! In Windeseile rafften wir unsere Sachen zusammen. Ich nahm mein Kind auf den Arm und wir rannten zu unseren Autos. Hier waren wir sicher. Die Löwen würden unseren Platz beschnüffeln und dann weiterziehen. So dachten wir.

Im Scheinwerferlicht sahen wir sie kommen. Vier Weibchen und ein Männchen mit einer Gruppe Jungtieren. Neugierig liefen sie um unsere Zelte herum. Das Licht schien sie nicht zu stören. Als erster legte sich das Männchen nieder. Ihm folgten die Weibchen. Die jungen Löwen spielten noch eine ganze Weile, bis sie sich auch zur Ruhe legten. Das war natürlich ein tolles Erlebnis. Jedoch sah es so aus, als hätte das Rudel seinen Schlafplatz für die Nacht gefunden. Wir saßen in unseren Autos fest! In der Eile hatten wir weder etwas zu trinken, noch Decken, oder das Fläschchen für das Kind mitgenommen. Wer hätte das auch ahnen können! Es war natürlich unmöglich auszusteigen. So richteten wir uns so gut es ging im Auto ein. Ich hatte noch eine Wolldecke, mit der ich eine Schlafstelle für den Kleinen machte. Gott sei Dank hatte er kurz vorher etwas gegessen und getrunken.

Unsere Auto standen nebeneinander und meine Freunde und ich beratschlagten, was wir unternehmen könnten, die Löwen zu vertreiben. Ein Hupkonzert! Das war die Lösung. Gleichzeitig drückten wir auf die Hupen. Die Löwen hoben die Köpfe und blickten in unsere Richtung. Im Scheinwerferlicht blinkten ihre Augen rot auf. Im ersten Moment dachten wir, sie würden sich davon nicht stören lassen. Aber endlich wurde es ihnen doch zu viel. Wieder war es der männliche Löwe, der den Anfang machte. Er stand auf, streckte sich und gähnte. Anschließend brüllte er laut. Das war das Zeichen zum Aufbruch. Langsam machte sich das Rudel bereit, seine nächtliche Wanderung fortzusetzen. Als auch der letzte im Busch verschwunden war, stiegen wir vorsichtig aus. Keiner wollte mehr im Zelt schlafen. Wir holten unsere Kissen und Decken ins Auto und machten es uns dort bequem.

Am nächsten Morgen waren wir früh wach. Es war nicht so bequem gewesen im Auto. Wir streckten unsere Glieder und unterhielten uns über das nächtliche Abenteuer. Nach dem Frühstück ging es uns schon besser. Wir kontrollierten, ob das Feuer wirklich gelöscht war und packten unsere Fahrzeuge. Wir fuhren langsam durch die großartige Landschaft. In der Ferne konnte man eine Bergkette sehen. Vor uns lag eine weite Steppe. Es war Trockenzeit und das Gras war braun geworden. Es würde ein heißer Tag werden.

Schon bald sahen wir in der Ferne den unendlichen Zug der Tiere. Sie bewegten sich alle in Richtung Fluss. Wir folgten der Herde und fanden einen schattigen Platz unter einer Akazie. Von hier aus hatten wir einen großartigen Blick. Die Gnus rannten auf das Wasser zu und stürzten sich über die Klippe hinein. Die meisten schafften es, schwimmend das andere Ufer zu erreichen. Viele hatten kein Glück. Sie wurden von Krokodilen gepackt und in die Tiefe gezogen oder auf der anderen Flussseite von Raubkatzen verfolgt und gerissen.

Wir blieben den ganzen Tag dort und machten viele Fotos. Es war spannend, das Schauspiel zu beobachten, aber auch traurig zu sehen, wie viele Tiere dabei starben.

Der Nachmittag ging zu Ende und wir mussten uns rechtzeitig um einen Campingplatz kümmern. Wir fuhren in Richtung Nairobi zurück. Eine Nacht in der Wildnis hatten wir noch vor uns. Den nächsten Tag wollten wir uns dann auf die Heimreise machen. In der Abendsonne erreichten wir die Keekerok Lodge. Hier konnten wir unsere Zelte aufschlagen und die Duschen benutzen. Das war ein tolles Gefühl, den Staub abzuwaschen! Wir beschlossen, zum Abschluss unserer Safari das Restaurant zu besuchen. Unsere Vorräte gingen zu Ende. Mit Taschenlampen folgten wir dem Weg in die Lodge. Wie schön war es, an einem gedeckten Tisch zu sitzen und das gute Essen zu genießen! Noch lange saßen wir bei einem Glas Wein und plauderten. Ein bewaffneter Wächter folgte uns auf dem Weg zu unserem Zeltplatz. Wegen der wilden Tiere war es gefährlich, nachts in dem freien Gelände herumzulaufen.

Was für ein Schreck, als wir im Licht unserer Taschenlampen unsere Zelte sahen! Wir sahen Gestalten davonhuschen. Es waren riesige Paviane, die in einer Gruppe unsere Zelte überfallen hatten. Sie hatten wohl das Obst gerochen. Die Zelte waren aufgerissen, alles lag verstreut auf der Wiese. Der Wächter rief über Funk Hilfe herbei und alle suchten nach unseren Sachen. Einiges hatten die Affen mit auf die Bäume hinauf genommen. So sah ich mein Kopfkissen über einem Ast hängen! Wir verstauten alles, was wir noch fanden, in den Autos. Wir hatten kein Nachtlager mehr und beschlossen die letzte Nacht in der Lodge zu verbringen. Der Manager war sehr zuvorkommend und gab uns zwei Zimmer für wenig Geld.

Von weiteren Abenteuern blieben wir auf der Heimfahrt am nächsten Tag verschont. Außer, dass mir der hintere Reifen meines Landcruisers davonflog. Wir brauchten eine Weile, bis wir ihn im strömenden Regen wiedergefunden hatten.

Was für eine abenteuerliche Safari!

 

Impressum  Letzte Änderung:  Mo., 28. Okt. 2024

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